Whorf, B.: Sprache, Denken, Wirklichkeit Beiträge zur Metalingustik und Sprachphilosophie. 128 g. 155 S. 22. A. 1999. Rororo-Tb. Enzyklopädie. (403). Rowohlt Taschenb. Kartoniert. SFr. 13.80 ISBN 3-499-55403-8
Klappentext
Benjamin Lee Whorf gilt neben Edward Sapir und Franz Boas als bedeutendster amerikanischer Pionier auf den Gebieten der Linguistik, Sprachphilosophie und Kulturanthropologie. Im Hauptberuf Chemiker, beschäftigte er sich schon früh mit der Schriftkunst der Azteken und Maya sowie mit der Sprache der Hopi-Indianer. Die mit dieser Neuausgebe wieder vorliegenden Abhandlungen zur "Metalinguistik" analysieren nicht nur die Sprache selbst, sondern setzen sie in Beziehung zur übrigen Kultur der Gesellschaft.
Whorfs tiefgreifende sprachphilosophische Reflexionen stehen dabei auf dem soliden Fundament eigener linguistischer Forschungsarbeit. Auch wenn das Wissen inzwischen vorangeschritten ist, so bleiben doch seine anschaulich geschriebenen und klar verständlichen Aufsätze von hohem Interesse für jeden, der sich einlesen will in die Zusammenhänge von Sprache, Denken und Wirklichkeit.
B. Whorf gibt Beispiele, in welchen sich ”falsche” inhaltliche Konnotationen als existentiell falsch erweisen. Beim Analysieren von Brandversicherungsfällen ist er oft darauf gestossen, dass unvorsichtiges Verhalten, das Brandschäden verursachte, daraus resultierte, dass Bezeichnungen quasi zu wörtlich genommen wurden, so etwa wenn neben ”leeren” Benzinfässern geraucht wurde, weil ”leer” nicht mit ”voll explosiver Gase” verbunden wurde, oder der unter Umständen sehr gut brennende Kalk”stein”, weil er Stein heisst, nicht vor Hitze geschützt wurde, usw. (S. 74f). (Todesco: Technische Intelligenz:68).
Mit Stoff- oder Materialnamen suggeriert die traditionelle Grammatik Materiale als quasi formlose Dinge. "Metall" erscheint als Substantiv, weil der Ausdruck "Metall" halb Name ist und halb für ein Ding steht. B.Whorf führt diese Argumentation unter dem Titel Substantive der physischen Quantität (S. 80) unter etwas anderem Gesichtspunkt noch wesentlich weiter. Er kritisiert nicht nur das Substantiv als Wortklasse, sondern die damit verbundene Idee der Substanz oder Materie überhaupt, die er auf naives, allgemeinen Sprachgewohnheiten unterliegendem Denken zurückführt. (Todesco: Technische Intelligenz:186).
B. Whorf postulierte aufgrund solcher Beispiele einen generellen, dominanten Einfluss der Sprache auf das Denken. Er unterstellt ein Denken, dass in der Semantik gefangen ist (Whorf, 1976). Wo das Denken auf die Gegenstände selbst gerichtet ist - was uns unsere Sprache allerdings wirklich erschwert -, ist die Sprache ohne Relevanz - was, nebenbei bemerkt, natürlich B. Whorfs Werk überhaupt ermöglichte. (Todesco: Technische Intelligenz:199).
metaphorische Verdinglichung (S. 76)
Wir verwenden Sommer (wiederkehrende Phase) als Substantiv schematisch gleich wie Substantive für Dinge. (82f)
Verdinglichung und Metapher (86f)
Substantivierung
nicht begründbares Substantiv (13f)
Substantiv für isolierbare Dinge, Verben für Relationen, die ein Substantiv brauchen. Der physikalische Feldbegriff ist anders und deshalb für uns kompliziert (41f)
Materialsubstantiv (81f)