Selbstorganisation ist ein Erklärungsprinzip. Selbstorganisation erklärt, warum ein Beobachter Ordnungen sehen kann, obwohl er nicht weiss, wer diese Ordnung hergestellt hat.
In der 2. Ordnung handelt es sich dabei um erzeugte Ordnungen, die objektiviert werden. Typische Beispiele von Physikern (etwa H. Haken, M. Eigen, ...) sind Wirbel im Wasser oder der Laserstrahl. Biologen beziehen Selbstorganisation auf Lebewesen, sprechen dann aber von Autopoiese (etwa H. Maturana), weil das selbstorganisierte biologische System nicht einfach ein Effekt ist, sondern ein Verhalten zeigt. Sozialwissenschaftler haben der Natur ihres Gegenstandes nach Selbstorganisation immer schon impliziert, wo von sozialen Organisationen die Rede war. Explizit wird das Konzept seit einiger Zeit auf Institutionen und Handlungszusammenhänge angewendet (etwa N. Luhmann).
Selbstorganisation bezieht sich auf Ordnung, nicht auf Systeme. Natürlich haben Systeme Ordnung, aber nicht jede Ordnung ist ein System - wenn "System" mehr heissen soll, als in C. Linné's System der Pflanzen, wo System für Klassifikation steht, oder dort, wo von Zeichensystemen gesprochen wird, obwohl Zeichen kein System ergeben, sondern allenfalls von einem System verwendet werden.
Selbstorganisation kann man selbstbezüglich lesen: Wer von Selbstorganisation spricht, meint dann, dass er die Ordnung von der er spricht, selbst organisiert hat.
siehe auch Organisation
Literatur:
Selbstorganisation. Komplexe, nichtlineare Systeme können sich aus eigener Kraft strukturieren und Stabilität gewinnen. Die interagierenden Elemente handeln nach einfachen Regeln und erschaffen dabei aus Chaos Ordnung, ohne eine Vision von der gesamten Entwicklung haben zu müssen. (M. Gleich: Web of Life (2002:93)) im Text "Die zehn Gesetze der Netze".
Geprägt wurde dieser Terminus in den 50er Jahren von den beiden Elektroingenieuren W.A. Clark und B. G. Farley. Sie erkannten, dass sich Operatoren, die in einer geschlossenen Beziehung stehen, irgendwie stabilisieren und beobachteten - noch ohne eine Theorie der rekursiven Funktionen zu kennen - das Phänomen, dass bestimmte geschlossene Systeme nach einer gewissen Zeit stabile Formen des Verhaltens entwickeln
H. von Foerster: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners (1998:92)
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