Systemgrenze        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]
 
bild

Systemgrenze ist ein kritischer Begriff. Semantisch ist sehr klar, was mit Systemgrenze gemeint ist: Die Grenze trennt, was zum System gehört von dem, was nicht zum System gehört. Pragmatisch scheint es oft schwierig, die Grenze zu bezeichnen. Sie wird in verschiedenen Systemauffassungen sehr verschieden thematisiert:
ausführlicher in Systemgrenze im Crashkurs Systemtheorie.

Die Systemgrenze ist die konstruktive Genze des Mechanismus, den ich als System verwende. Wenn ich eine Heizung konstruiere, sind alle materiellen Teile der Heizung Bestandteil des Systems, und alles andere gehört nicht zum System.

Bei autopoietischen Systemen nach H. Maturana ist die Haut die Grenze, die biologischen Systeme sind "skinencapsulated". Bei den autopoietischen Systemen nach N. Luhmann ist die Grenze so diffus wie die Systeme selbst. Die Luhmannschen Systeme definieren durch Zuschreibungen, was sie zu sich zählen und was nicht.


Wahl des Systems

Natürlich kan ich mich fragen, wieso das Thermometer in meiner Wohnung eine bestimmte Temperatur hat. Das ist aber eine andere Frage, als die Frage nach dem Grund der konstanten Raumtemperatur. Es sind zwei verschiedene Phänomene, die ich beobachte. Und natürlich kann ich für beide Phänomen Erklärungen konstruieren. Wesentlich im Sinne der Systemtheorie ist, dass ich mir als Beobachter bewusst mache, was ich erkläre und wo ich zusätzliche ungeprüfte Hypothesen verwende.

Das, was den Regelungsbedarf eines Systems verursacht, nenne ich Perturbation. Den Ausdruck "Perturbation" verwende ich, weil der Ausdruck "Störung" oft negativ konnotiert ist, im Falle von Regelung aber natürlich eine wertfreie Störung gemeint ist. Meine Heizung bevorzugt weder "schlechter" noch "gutes" Wetter. Und das Thermometer hat auch nicht lieber, wenn es eine bestimmte Temperatur anzeigen darf. Perturbation nenne ich ein Signal, das in einem System zu Kompensation führt.

Die Perturbation kann ich als Einfluss der Umwelt sehen oder als Zustand des Systems selbst. Das ändert an der Funktionsweise des Systems nichts. Aber mein Gegenstand ändert sich, wenn ich die Um-Welt des Systems einbeziehe. Der sprichwörtliche Fisch weiss vom Wasser nichts, in welchem er schwimmt. Der aussenstehende Beobachter dagegen sieht das Aquarium und den Fisch. Meine Körpertemperatur kann beispielsweise in einer heissen Badewanne steigen, so dass mein Körper mit einer Erweiterung der Blutgefässe reagiert. Mein Körper weiss aber von der Badewanne nichts, er reagiert auf seine Temperatur. Nur ich als aussenstehender Beobachter weiss, dass ich in der Badewanne liege. Als Beobachter kann ich - systemtheoretisch gesehen - die Funktionsweise des Körpers oder die Funktionsweise des Badewannen-Aquariums beobachten. In der Badewanne verändert sich die Temperatur allenfalls so, dass die darin liegenden Fische wärmer und das Wasser kälter wird.

bild bildbild
bild

Ich kann jede Um-Welt kann durch eine neue Wahl des Systems integrieren. Klassischerweise beschreibe ich diesen Zusammenhang quasi umgekehrt damit, dass ich Sub-Systeme bilde. Subsysteme sind Entitäten, die ich systemtheoretisch individuell beobachten kann.


 
[wp]