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Antrieb ist ein umgangssprachliches Erklärungsprinzip für mechanistisch gedachte Bewegungen, wie sie durch Dampfmaschinen entstehen.

Hier geht es um den technischen, nicht um den psychologischen An-Trieb
und auch nicht (wie in der Wikipedia) um eine "Energiequelle".


 

Antrieb ist eine Hypostasierung von (an)treiben. Ich verwende den Ausdruck für eine fiktive Funktion, durch die Bewegung durch Koppelung von Bauteilen auf andere Bauteile übertragen wird.
Umgangssprachlich wird Antrieb oft - uneigentlich und chaotisch - auch für den jeweiligen Funktionsträger verwendet.

Erläuterungen:
Ein Auto fährt - nicht nur bergab. Die Räder des Autos werden angetrieben, das Auto fährt sozusagen mit, weil es mit seinen Rädern fest gekoppelt ist. Die Bewegung im Motor wird auf die Räder übertragen. Der Kolben im Motor wird angetrieben, aber der Motor wird nicht angetrieben, er fährt mit dem Auto zusammen mit.

Wenn umgangssprachlich die Funktionsträger als Antrieb bezeichnet werden, herrscht - wie bei Triebwerk - begriffliches Chaos:
Der Motor wird manchmal mitgemeint und manchmal nicht. Beispielsweise wird gesagt, dass der Benzintank und die Leitung vom Tank zum Motor nicht zum Antrieb gehöre. Oder in Bezug auf Lokomotiven wird gesagt, dass der Elektromotor oder der Dampfkessels nicht nicht zum Antrieb gehöre. Beim elektrischen Geräten gehört die Stromzufuhr nicht zum Antrieb. Benzin und Strom sind nicht konstruiert und die Leitungen bewegen sich nicht.
Manchmal wir vom Antriebsstrang gesprochen, was aber das Begriffsproblem nicht löst.

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Bildquelle: commons.wikimedia.org

Das Begriffsproblem beruht auf einem Kategorienfehler, der dadurch entsteht, dass Antrieb für den Funktionsträger, also für Teile eines Teile eines Mechanismuses, statt für den Zweck dieser Mechanismusteile verwendet wird
Solche Fehler sind in den Hypostasierungen angelegt.


 

Für den Antrieb spielt keine Rolle, weshalb er sich bewegt: Beim Fahrrad etwa dreht sich die Kurbel mit den Pedalen, so wie sich die Kurbelwelle mit den Kolben in einem Motor bewegt. Mit Handantrieb bezeichne ich also nicht eine Muskelkraft, sondern ein Kurbel, die von Hand bewegt wird. Zugtiere und Menschen oder der Wind sind keine Bauteile und gehören deshalb nicht zum Antrieb.

Auch in dieser Hinsicht weicht die Umgangssprache sehr oft ab, wo sie von Fussantrieb (Tretmühle (Tret-)Roller, Pedal), Handantrieb (Handkurbel, Handrad, Wellrad, Handbohrer etc.) oder Antrieb durch Tiere (Göpel, Wellrad) spricht.

Diese Redeweise hat ihren Sinn darin, dass jemand, der in seiner Produktion Menschen wie Tiere verwendet, die Organismen als Motore sieht, während ich mich selbst nicht als mein Werkzeug betrachte. So werden verschiedene Kategorien gebildet.

Der Antrieb macht es möglich, anstelle eines Organismus einen Motor zu verwenden - oder im Sinne des Taylorismus, dass Lebewesen dort eingesetzt werden, wo man sich noch keine Motoren leisten kann.

Der Motor ist die technologische Revolution, mit welcher Kraftstoff in antreibende Bewegung umsetzt wird, was zuvor nur Lebewesen gemacht haben. (Das habe ich als lebende und tote Energie unterschieden).
H. Arendt sieht das - eigensinnig - anderes: Die wesentliche Erfindung sei der Kraftstoff (Kohle), was zwangsläufig zur Dampfmaschine geführt habe.


 

Ergänzende Anmerkungen

  • Die Draisine hat keinen Antrieb, sie wird vom Benutzer gestossen.
  • Das Segelschiff hat keinen Antrieb, es bewegt sich mit dem Wind. Die Windkraft wird dabei nicht umgeformt.
  • Raketen habe keinen Antrieb
  • Die ursprüngliche Wind"mühle" (und die Wasserrad-Mühle) ist ein Antrieb, weil der Wind nicht den Mühlstein sondern einen Mechanismus bewegt.
  • Das Fahrrad hat einen Antrieb, weil die Kraft des Tretenden nicht das Rad bewegt.

Es gibt Spezialfälle:

  • Beim pneumatischen Antrieb erfolgt die Übertragung der Bewegung innerhalb des Antriebes durch Öldruck. Das Öl wird dabei wie etwa ein Seil verwendet, obwohl es seine Form durch die Leitung bekommt. Das ist konstruktiv so vorgesehen.
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Bildquelle: Wikipedia

 

Aufgehobene Formulierungen

Der so verstandene Antrieb beruht auf der Unterscheidung zwischen einer treibenden Kraft und einem Mechanismus, der die Kraft aufnimmt und überträgt, wobei sich die Energieform ändert. Beim Göpel, bei der Tretnähmaschine oder beim Fahrrad stammt die Kraft von einem Lebewesen, bei eigentlichen Maschinen stammt die Kraft von einem Teil des Mechanismus, der umgangssprachlich als Kraftmaschine bezeichnet wird, wobei die Kraftmaschine natürlich auch eine aufgenommene Energie weitergibt.

Das mit Gewichten angetriebene Uhrwerk hat keine eigentliche Kraftmaschine, bezieht die Kraft jedoch aus dem Mechanismus, in welchem menschliche Energie gespeichert ist.

Als Mechanismus setzt der Antrieb eine antreibende Kraft voraus, die nicht zum Antrieb gehört, sondern durch den Antrieb verwendet wird. Die Kraft, die auf den Antrieb wirkt, hat natürlichen Ursprung und kann in vielen Fällen ohne Antrieb direkt verwendet werden. Vor der Erfindung der Dampfmaschine wurde mit Holz und Kohle geheizt, also die Wärme unmittelbar genutzt. Ich kann meine Arme und und meine Beine bewegen und so arbeiten, also beispielsweise mich selbst oder Gegenstände bewegen. Die Kraft erzeuge ich durch durch meine Muskulatur, in welcher ich Energie gespeichert habe, die zuvor in Nahrungsmitteln enthalten war, und davor in der Sonne. Aber ich bin kein Antrieb.

Der Antrieb kann in diesem Sinn als Wesen der Mechanisierung aufgefasst werden, die eine neue Qualität erhalten hat, als mit hergestellten Mechanismen die Brennstoffe in Bewegung umgewandelt werden konnten (Dampfmaschine, davor noch Schiesspulveranwendungen).


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