Ich verwende den Ausdruck Kunstwort in einem engeren, eigentlichen Sinn und in einem weiteren Sinn. Im engeren Sinn unterscheide ich Kunstwörter von anderen neuen Wortbildungen wie Kofferwörtern oder Wort-Derivaten. Im weiteren Sinn rechne ich alle Wörter, die neu eingeführt werden, zu den Kunstwörtern, die ich in diesem Sinne auch Neuwörter nennen könnte.
Die Physik ist ein Gebiet, indem sehr lange auf Kunstwörter verzichtet wurde, was sehr viele unsinnige Vorstellungen provoziert. Caloricum und Entropie sind Kunstwörter, die aber auch zeigen, dass mit Kunstwörtern jeweils nur bestimmte Missverständnisse vermieden werden. |
Als eigentliches Kunstwort - oder als artifizielles oder künstlich gebildetes Wort - bezeichne ich Wörter, die nicht mit den üblichen Mitteln der Wortbildung einer Sprache gebildet und auch nicht aus einer anderen Sprache entlehnt wurden. Telefon und Byte sind in der deutschen Sprache Übernamen aus Fremdsprachen und dort auch nur bedingt Kunstwörter.
Eigennamen von Markerartikeln (Cocacola) sind normalerweise eigentliche Kunstwörter, aber sie gehören nicht zu einer Sprache.
Kunstwort in diesem engeren Sinn unterscheide ich von:
Als Kunstwörter bezeichne ich Wortbildung, die für bestimmte Referenzobjekte neu eingeführt werden. Das ist in Terminologien sehr oft der Fall. Oft verschleiern sie ihre Arbitrarität. Die (Quasi)Etymologie unterstellt sehr oft, dass Wörter Kunstwörter sind, die aufgrund von anderen Wörtern gebildet wurden. Die Plausibilität bezieht dafür sie aus Kofferwörtern.
Beispiele:
Autopoiese, Semiose, Byte
Oft ist der Erfinder des Kunstwortes bekannt.
Und oft handelt es sich um Kofferwörtern wie Tele+Phon, Auto+Poiesis.
Mir scheint es sinnvoll, Wörter als eigentliche Symbole, also als arbiträr aufzufassen und ihre Bedeutung daraus zu erschliessen, wie ich sie verwende. (siehe dazu auch Plastikwort, wo das gerade nicht geht).
Ein Pseudowort stellt eine Abfolge von Buchstaben oder Lauten dar, die den graphotaktischen bzw. phonotaktischen Regeln einer bestimmten Sprache (z. B. Deutsch) folgt, ohne jedoch eine Bedeutung in dieser Sprache zu besitzen. Pseudowörter gehorchen also den sprachspezifischen Regeln der Wortbildung und sind problemlos aussprechbar, besitzen jedoch keinen Eintrag im Lexikon dieser Sprache.
Der Unterschied zu Nichtwörtern liegt darin, dass Nichtwörter gegen die grapho- bzw. phonotaktischen Regeln der jeweiligen Sprache verstoßen. Pseudowörter sind somit Wörter, die theoretisch existieren könnten, wohingegen dies bei Nichtwörtern ausgeschlossen ist. Häuser wäre somit ein Wort, Häsure ein Pseudowort und Hrsäeu ein Nichtwort. Pseudowörter und Nichtwörter werden vor allem zur Untersuchung der Sprachverarbeitung im Gehirn eingesetzt.