zurück                  Crashkurs  Systemtheorie 2. Ordnung          Inhalt   -   Register   -   Forum       H rückwärts - Seite 69 - vorwärts  


Verinnerlichung

Meine Eigenzustände sind gewissermassen in mir, meine Wahrnehmungen davon sind Gegenstände ausserhalb von mir. N. Luhmann spricht davon, dass die Umwelt im System erscheint. System wird in einer re-entry-Definition als Differenz zwischen System und Umwelt begriffen, was so zu lesen wäre, dass eine primär Unterscheidung zwischen System und Umwelt im System - als re-entry - wiederholt wird. Als Beobachter habe ich dann ein Bild von mir und meiner Umwelt in mir.

Solche Redweisen sind in dem Sinne "mentalistisch", als sie "Vorstellungen" referenzieren. Natürlich kann ich mir Gegenstände und Zeichnungen von Gegenständen auch vorstellen, sie also bildlich gesprochen vor mein geistiges oder inneres Auge stellen. Dabei projiziere ich die Gegenstände in mein Inneres, nun aber als Gegestände, nicht als Eigenzustände. Diese Projektion bezeichne ich als mentale Konstruktionen. K. Marx schrieb, dass der menschliche Baumeister im Unterschied zur Biene einen Plan, also eine "mentale Zeichnung" im Kopf habe, bevor er mit dem Bauen beginne. Ich betrachte diese Vor-Vor-Stellungen (zeitlich vor-ab vor dem inneren Auge) als verinnerlichte Nach-Bildungen, so wie ich ein Computerprogramm als Beschreibung des Computers lese (Anmerkung 1). Konstruktionspläne nehme ich in meiner Umwelt wahr, obwohl sie wie alle Gegenstände Eigenzustände von mir repräsentieren. Ich kann die Konstruktionspläne deshalb auch als Eigenzustände des Beobachtersystems sehen, bildlich gesprochen im Kopf des Roboters als Programm gespeichert. Dabei konstruiere ich quasi "verinnerlichte" Gegenstände in meiner Umwelt. (Mentale) Vorstellungen sind in diesem Sinne eine Spiegelung der Projektion von Eigenzuständen in die Umwelt. Die Vorstellungen, die ich "im Kopf" habe, sind sekundär zu jenen, die ich in meiner Umwelt sehe.


 

Metakommunikation

Indem ich die Verinnerlichung so - eben als Verinnerlichung - darstelle, zeige ich, dass ich gerade ohne Verinerlichungen auskommen kann. Die Verinnerlichung reflektiert ein subjektives Gefühl, wonach ich die Welt im Kopf habe. Analytisch untersuche ich aber die objektiven Verhältnisse, die ich nach aussen projiziert habe. Ich projiziere die Gegenstände in meine Umwelt, aber nicht als Abbildungen davon, was ich im Kopf habe, sondern als stabile Eigenwerte meiner Systemzustände.


 
 top                    Crashkurs  Systemtheorie 2. Ordnung          Inhalt   -   Register   -   Forum       H rückwärts - Seite 69 - vorwärts