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Als Geschichtswissenschaft bezeichne ich eine .....Geschichte ...

Die Geschichtswissenschaft ist eine Kultur- bzw. Geisteswissenschaft, die sich mit der Geschichte von Menschen und menschlichen Gemeinschaften beschäftigt, während die Naturgeschichte zu den einzelnen Naturwissenschaften gehört. Heute gilt die Geschichtswissenschaft, insbesondere mit entsprechenden Fragestellungen (Historische Anthropologie), daher auch als ein Sonderbereich der Anthropologie.

Als Geschichte bezeichne ich eine Beschreibung eines einmaligen und irreversiblen Prozesses unter dem Gesichtspunkt, dass er stattgefunden habe. Differenztheoretisch beobachte ich Geschichte durch die Differenz zwischen Geschichte und Geschichten. Wenn ich eine Geschichte als Novelle wahrnehme, glaube ich sie, wenn ich eine Geschichte im Sinne der Disziplin Geschichtswissenschaft höre, glaube ich nichts.

Differenztheoretisch kann ich Geschichte durch die Differenz zwischen Geschichte und dem, was der Fall war, sehen. Dabei nehme ich die Geschichte als abweichende Darstellung wahr. Geschichte ist dann als Bericht erfunden, was aber nichts über den Gegenstand sagt, von welchem die Geschichte erzählt. Geschichte ist dann die Kommunikation, nicht die kommunizierte Sache.

In diesen Definitionen, die keine sind, kommt Geschichte auf beiden Seiten vor. Geschichte wird quasi durch Geschichte definiert. Lesen kann ich solche Definitioenn operativ: "Mache eine Unterscheidung zwischen Geschichte und Nicht-Geschichte. Dann schaue nur noch die Geschichte-Seite der Unterscheidung an und mache die dieselbe Unterscheidung noch einmal:

Ein Beispiel: Dass der Astronaut Amstrong auf dem Mond spazieren gegangen ist, ist Geschichte und eine Geschichte. Es wird seit langem intensiv darüber gestritten, ob er auf dem Mond war oder nicht (Unterscheidung). Er könnte in einem Studio in Hollywood gewesen. Eine gängige Variante lautet: beides. Er war auf dem Mond, weil dort aber schlechte Aufnahmen gemacht wurden, wurden die Aufnahmen im Filmstudio nochmals gemacht. Vielleicht weil die Amerikaner glauten, dass sich eine schlechte Kamera schlecht mit einem gelungenen Mondspaziergang vertragen würde. In der Notation von G. Spencer-Browns Differenztheorie lese ich: Unterscheide er war auf dem Mond / er war nicht auf dem Mond. Auf der positiven Seite der Unterscheidung wiederhole die Unterscheidung: Die Bilder stammen vom Mond oder nicht. So kann man finden: Die Bilder lügen, obwohl sie etwas Wahres berichten. (mehr dazu).

Ein Teil der Geschichten sind Berichte über das Leben von bestimmten Entitäten. Biografien etwa sind Geschichten, die das Leben eines Menschen beschreiben. Ander Geschichten beschreiben beispielsweise das Leben des Universums, das dann in der Geschichte auch ein Auf-die-Welt-Kommen und ein sich Entwickeln erlebt. Das Universum wird von der Naturgeschichte beschrieben, weil es selbst keine Geschichte von sich erzählt.
Der Homo sapiens ist Gegenstand der Naturgeschichte bis zu dem Zeitpunkt, an dem er seine Geschichte erzählt. In einer verbreiteten Geschichte wird erzählt, dass die ersten Menschen ihre Geschichte nicht so aufgeschrieben haben, dass ich etwas davon finden und lesen könnte. Zeiträume, aus denen keine Schriftquellen vorliegen, bezeichne ich als Urgeschichte, Perioden mit nur sehr wenigen Schriftquellen als Frühgeschichte.
In der verbreiteten Urgeschichte wird erzählt, dass es Menschen gegeben hat, die sich ihre Umwelt im Sinne einer kulturellen Tätigkeit angeeignet haben, aber noch keine Berichte darüber hinterlassen haben. Solche Geschichten werden von Archäologen und Naturrechtlern erzählt, weil die Menschen damals wohl Geschichten erzählten, wir aber nichts davon wissen.
Die eigentliche Geschichte ist als Weltgeschichte eine Geschichte über Geschichte erzählende Menschen. Ich datiere diese Geschichte in der Zeittafel als Erfindung der Schrift etwa 4000 Jahre vor Null.


Trivialerweise kann ich jedem Gegenstand eine Geschichte schreiben.
Beispiel:

  • Geschichte des Geldes, Geschichte der Technik Geschichte der Schweiz, Geschichte d...
  • Und umgekehrt kann ich eine Geschichte unter einer besonderen gegenständlichen Perspektive schreiben.
    Beispiel:

  • die Geschichte der Schweiz als Technikgeschichte, als Finanzgeschichte, als Reformationsgeschichte, als ...
  • Die Geschichte überhaupt die Kraftmaschine sprengte die Physik - sie führte Energie ein, aber die Physiker behielten das Paradigma in der Hand Energie wurde noch der Physik zugerechnet, obwohl sie bis dahin nur Kraft kannte Neuzeit bei Arendt - und neuste Zeit, die sie mit Atombombe, statt mit Automatik verbindet. die Technik kamm erst mit den Automaten - Kybernetik Informatik


    Geschichte nenne ich eine bestimmte Ansammlung von Geschichts-Geschichten, die unter verschiedenen Gesichtspunkten angeordnet und verküpft werden, so dass eine Art "Welt"geschichte entsteht.

    Die Schulbuch-Geschichte thematisiert Völker, Nationen und Kriege, also Herrschaft über Blut und Boden. Man kann - und in den meisten Schulbücher wird das getan - die Perspektive und den narrativen Faden ausblenden. Die Weltgeschichte erscheint dann in Episoden zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten. Am Anfang unserer Zeitrechnung etwa hat die Geschichte fast ausschliesslich in Griechenland und dann im Römischen Reich gespielt. Die Weltkarte gibt mir keinerlei Indize dafür, dass an den andern Orten auf der Erde nichts passiert sein soll. Später scheint der Geschichte zufolge auch in Griechenland und rund um Rom nichts mehr passiert zu sein, die Geschichte ist zu andern Schauplätzen gewandert. Die sogenannten Weltkriege dagegen erscheinen umgekehrt als weltweite Kriege, obwohl in dieser Zeit auch an vielen Orten nichts passiert ist. Die Wahl der Orte und die Benennung der Ereignisse erscheint beliebig.

    Natürlich ist immer überall etwas passiert, aber nicht alles scheint perspektivisch wichtig genug, um als Geschichte erzählt zu werden. Die Episoden-Geschichte tut sich schwer mit dem Verschwinden von Hochkulturen. Für den Zerfall von Rom hat die Geschichtsschreibung die Dekandenz erfunden; die dekadent Römer sind an Quecksilbervergiftungen oder wegen zu viel Sex verblödet. Einfacher sind Kriege und Eroberungszüge, die die Geschichte beherrschen, weil sie als Episoden erzählt werden können. Das wirft auch ein Licht auf die in der Geschichte bezeichneten Kulturen, die sich immer auch als Feldzüge verstehen lassen.


     
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    Literatur

    „Das Besondere an der Sinngeschichte ist vielmehr, das sie wahlfreien Zugriff auf den Sinn von vergangenen bzw. künftigen Ereignissen ermöglicht, also ein Überspringen der Sequenz. Geschichte entsteht durch Entbindung von Sequenzen. Ein Sinnsystem hat in dem Maße Geschichte, als es sich durch freigestellte Zugriffe limitiert - sei es durch bestimmte vergangene Ereignisse (die Zerstörung des Tempels, die Krönung des Kaisers durch den Papst, die Niederlage von Sedan; oder im kleineren: die Hochzeit, der Abbruch des Studiums, die erste Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe, das ‚coming out' des Homosexuellen), oder sei es durch Finalisierung der Zukunft. Geschichte ist demnach immer: gegenwärtige Vergangenheit bzw. gegenwärtige Zukunft; immer: Abstandnahme von der reinen Sequenz; und immer: Reduktion der dadurch gewonnenen Freiheit des sprunghaften Zugriffs auf alles Vergangene und alles Künftige.” (Luhmann, SoSy, 118)

    "Zum Begriff einer sinnhaften Geschichte gehört eine (je gegenwärtig konstituierte, in die Vergangenheit projizierte) Differenz von Möglichem und Wirklichem. Das "Geschichtsbild" einer Gesellschaft variiert deshalb nicht nur infolge der je gegenwärtigen Selektion und Aufmachung von Fakten, die man aus erkenntnismäßigen oder anderen Gründen für berichtenswert hält; sondern es variiert in den Konstitutionsbedingungen der Selektivität, vor allem in der Unaufhebbarkeit der Möglichkeit anderer Möglichkeiten, die heute möglich sind. Um nur ein Beispiel zu geben: Es ist nahezu unvermeidbar, daß wir Gesellschaften ohne politisch organisierte Möglichkeit einer bindenden Entscheidung von Rechtskonflikten unter dem Gesichtspunkt des "Fehlens'' dieser Möglichkeiten betrachten und Übergangslagen so analysieren, als ob es beide Möglichkeiten "gäbe" und erst die eine, dann allmählich die andere verwirklicht würde." (Luhmann, N. (1972) Weltzeit und Systemgeschichte, S.131, in: Luhmann, N. (2005) Soziologische Aufklärung, Band2, S. 128-166)
     
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