Handlung ist ein ung-Wort zu handeln.
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Als Handlung bezeichne ich eine Menge von Operationen, die ich als deutender Beobachter in einem Handlungszusammenhang wahrnehme.
Beispiel:
Mit Handlungen verfolge ich ein Ziel. Als Tätigkeit bezeichne ich Handlungen jenseits von konkreten Zielen. Einen Brief schreiben ist eine Handlung, schreiben ist eine Tätigkeit. Das Ausüben einer Tätigkeit mit einem Ziel bezeichne ich als Handlung. |
Umgangssprachliche Quasi-Synonyme zu Handlung:
- als Verhalten sehe ich eine Handlung, wenn ich den Handelnden - im Sinne des Behaviorismus - in einem Bedingungszusammenhang sehe, also seine "Handlungen" als Reaktionen auf (seine) Umweltbedingungen verstehe. Ich verhalte mich "briefschreibend", wenn diese oder jene Bedingung gegeben ist.
Als handlungsorientierter Beobachter sehe ich, was jemand macht. Und als verhaltensorientierter Beobachter (idealtypisch als Wissenschafter) sehe ich, unter welchen Bedingungen jemand etwas macht.
"Handlung, 1) in der Philosophie das zielgerichtete Tun des Menschen; Grundbegriff des Pragmatismus und Gegenstand der Handlungstheorien.
2) im Strafrecht eines der vier Glieder in der Definition des Verbrechensbegriffs, definiert als ein vom Willen beherrschtes menschliches Verhalten, das als verbotswidriges Tun bzw. als gebotswidriges Unterlassen der strafrechtl. Bewertung unterliegt". (c) Meyers Lexikonverlag.
Literatur:
Friedmann: Denken, Fühlen, Handeln
"Ich sehe das Problem darin, daß Kommunikation und Handlung in der Tat nicht zu trennen (wohl aber zu unterscheiden) sind und daß sie ein Verhältnis bilden, das als Reduktion eigener Komplexität zu begreifen ist. Der elementare, Soziales als besondere Realität konstituierende Prozeß ist ein Kommunikationsprozeß. Dieser Prozeß muß aber, um sich selbst steuern zu können, auf Handlungen reduziert, in Handlungen dekomponiert werden. Soziale Systeme werden demnach nicht aus Handlungen aufgebaut, so als ob diese Handlungen auf Grund der organisch-psychischen Konstitution des Menschen produziert werden und für sich bestehen könnten; sie werden in Handlungen zerlegt und gewinnen durch diese Reduktion Anschlußgrundlagen für weitere Kommunikation." (Luhmann, SozSys,1984, S.193
"Max Weber hat bekanntlich soziales Handeln abgegrenzt von sinnhaftem Handeln und dieses von blossem Sich-Verhalten. Während soziales Handeln in der Definition Webers sinnhaftes Handeln ist, das sich in seiner Ausrichtung auf das Handeln anderer bezieht, zählt er zum sinnhaften Handeln jegliches Verhalten, mit dem die Handelnden einen subjektiven Sinn verbinden, ungeachtet welcher Art das Objekt ist, auf das sie sich in ihrem Handeln beziehen. Auch das Erklimmen eines Berges ist sinnhaftes Handeln, und das gilt erst recht für den Umgang mit einem technischen Artefakt. Dennoch besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen technikbezogenem Handeln und einem Handeln, das auf die natürliche Umwelt gerichtet ist, und es ist dieser Unterschied, der auch die Ambivalenz der Weberschen Technikkonzeption ausmacht.
Während die Vorgänge und Objekte der natürlichen Welt für Weber nur >>'Daten' (sind), mit denen zu rechnen ist<<, ohne jeglichen eigenen Sinngehalt, sind technische Artefakte in seinen Augen zwar >>unbelebt<<, aber keineswegs >>sinn-fremd<< (Weber, Max (1921), Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1976: 3). Als 'Fabrikate' sind sie das Produkt sinnhaften Handelns - die Intentionen und Orientierungen jener, die sie entwickelt haben, sind in ihnen gewissermassen inkorporiert. Wer mit Geräten umgeht, muss ihren 'Sinn' im Prinzip deutend verstehen - >>jedes Artefakt<<, so Weber, >>z.B. eine 'Maschine', ist lediglich aus dem Sinn deutbar und verständlich, den menschliches Handeln (...) der Herstellung und Verwendung dieses Artefaktes verlieh.<< (Weber 1921: 3). Technikbezogenes Handeln ist damit bei Weber mehr als nur sinnhaftes Handeln. Indem es sich in seiner Ausrichtung an den in Artefakten verfestigten Sinngehalten orientieren muss, weist es eine gewissermassen 'soziale' Komponente auf." (B. Heintz, 1993, 243f).
Kritische Anmerkung zu Weber und B. Heintz:
M. Weber und B. Heintz funktionieren ohne "Beobachter". Ob ein Mensch sich verhält oder ob er handelt, ist aber eine Beobachterleistung, die nicht durch die Art der Operationen entschieden werden kann.
Vgl. Keil-Slawik, 1985, 111, wo er via Habermas auf die Unterscheidung Handlung - Operation verweist.
Handlung bei N. Luhmann:
Die Frage danach, was Handlung ist, führt nicht weit. Eine bessere Frage wäre wie immer: Welches Problem kann ich konstruieren, als dessen Lösung Handlung, Handeln, Handelnde ... gedeutet werden können? Luhmann baut das Problem auf dem Hintergrund der Attributionsforschung so auf: Kommunikation ist in ihrer Zeitsynthetik nicht beobachtbar, nicht einmal für sich selbst. Man kann sie nicht wahrnehmen, es sei denn in einer Stenogrammatik von Mitteilungshandlungen (Zurechnung auf ...), die psychisch einleuchten und soziale Systeme mit Strukturmöglichkeiten ausstatten." (P. Fuchs, Liste, 26.6.09)
"Der elementare, Soziales als besondere Realität konstituierende Prozess ist ein Kommunikationsprozess. Dieser Prozess muss aber, um sich selbst steuern zu können, auf Handlungen reduziert, in Handlungen dekomponiert werden. Soziale Systeme werden demnach nicht aus Handlungen aufgebaut, so als ob diese Handlungen auf Grund der organisch-psychischen Konstitution des Menschen produziert werden und für sich bestehen könnten; sie werden in Handlungen zerlegt und gewinnen durch diese Reduktion Anschlussgrundlagen für weitere Kommunikationsverläufe." (Luhmann, SS, 1984: 193).