Kapitalismus ist ein Schlag- oder Plastikwort, das umgangssprachlich oft für wirtschaftliche Exzesse von Kapitalisten und oft auch politischer anstelle von Finanzstaatismus (oder Neoliberalismus) verwendet wird. Umgangssprachlich (bis weit in die sogenannten Sozialwissenschaften hinein) erscheint Kapitalismus als schlechte aber nicht vermeidbare Gesellschafts- oder Wirtschaftsform - es wurde gesagt, dass Kapitalismus die schlechteste aller Gesellschaftsformen sei - abgesehen von all den anderen Formen, die zu allen Zeiten je ausprobiert worden sind.
Zum Begriff und dessen Geschichte: Kapitalismusbegriffe
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Als Kapitalismus bezeichne ich eine spezifische Gesellschaftsordnung und eine historische Epoche. Kapitalismus wurde K. Marx analysiert, es gibt aber auch andere Vorstellungen, etwa F. Braudel (1902–1985) und I. Wallerstein (1930–2019). Nach F. Lenger fängt der Kapitalismus im späten 15. Jahrhundert, als durch das Aufkommen des weltweiten Fernhandels der frühneuzeitliche Handelskapitalismus entstand. Die Epoche des modernen Kapitalismus beginnt im 18. Jahrhundert in Europa mit der industriellen Revolution. Sie folgte dem Feudalismus des europäischen Mittelalters bzw. dem Merkantilismus.
Im Kapitalsimus von K. Marx akkumuliert das Kapital durch Lohnarbeit.
Ein paar unsortierte Anmerkungen:
... etwas gefällt mir an Deiner Zins-Argumentation sehr gut. Ich finde sie wird unnötig mit Missverständnissen belastet, weil Du von Kapitalismus sprichts, aber eigentlich ZinsISMUS meinst. ZinsISMU ist halt kein gängiges Wort. Auch ProfitISMUS würde vielleicht gehen, obwohl Profit soweit ich sehe nur bei Marx relativ direkt mit Zinsen verbunden ist.
Vielleicht würde schon der Ausdruck ZINSkapitalismus eine sinnvolle Abgrenzung ermöglichen. Ich könnte mir vorstellen, ZINSkapitalismus von FINANZkapitalismus und MARXkapitalismus zu unterscheiden. Im ersten Fall ginge es um Zinsen und um die Wirkung von negativen Zinsen, im zweiten Fall um Buch- oder Giralgeld-Schulden und im dritten Fall, quasi klassisch um Lohnarbeit. Ich lese bei Dir ja immer nur von der Zinsproblematik, im Wort Kapitalismus sind aber ganz verschiedene Sachen versteckt. Jörg Buschbeck behauptet sogar von sich selbst ein Kapitalist zu sein (auch wenn er nicht sagt, ob er nur ein Privatier ist).
Kapital (englisch capital) ist in der Volkswirtschaftslehre ein Produktionsfaktor, in der Betriebswirtschaftslehre die Finanzierung mit Eigen- und Fremdkapital auf der Passivseite der Bilanz von Unternehmen und in der Soziologie die Ressource, die den Menschen für die Durchsetzung ihrer Ziele zur Verfügung steht.
Das Finanzkapital wurde 1920 von R. Hilferding in Das Finanzkapital, 1910 erschienen, untersucht
Übliche Commonsense-Vorstellungen jenseits der Theorie von K. Marx:
"Vor 250 Jahren gestartet, wird der Kapitalismus nun von seinen "drei apokalyptischen Reitern" heimgesucht: sinkendes Wachstum, wachsende Ungleichheit, steigende Schulden. Die drei Dynamiken verstärken sich gegenseitig"
Im Bedürfnis, den Laden trotzdem am Laufen zu halten, vereinnahmt der Kapitalismus immer neue Bereiche der Gesellschaft: Gesundheit (private Krankenhäuser), Bildung (Privatschulen und -Unis), Liebe (Dating-Apps). In manchen Bereichen wird er aggressiver, vor allem mit Hilfe der Digitalisierung (die Taxi-App Uber und AirBnB)" (Wolfgang Streeck, lange Zeit Direktor des Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung).
Da steht der Ausdruck "Kapitalismus" einfach für alles, was schiefläuft und für alles, wogegen er keine Mittel hat. Mit Lohnarbeit und mithin mit Kapital (wie Marx den Ausdruck brauchte) hat das alles aber einfach gar nichts zu tun. Es ist der Kapitalismus der Bild-Zeitung.
"Aufgeschreckte Zeitgenossen reden ganz selbstverständlich vom Kapitalismus und meinen damit
Deutschlandfunk: Der Niedergang des Kapitalismus
[ NZZ Kapitalismus abgeschaft ]
[ Die Linke ist alt und die Überwindung des Kapitalismus vorerst tot ]
[ wp ]