Sprachkritik bezeichnet zwei ganz verschiedene Verhältnisse. Ich kann einen Sprecher kritisieren, weil er die Sprache nicht richtig beherrscht oder weil er eine Hasssprache spricht usw. Dabei kritisiere ich aber mehr die Sprecher als die Sprache. Hier ist mit Sprachkritik eine sprachspezifische Ideologiekritik gemeint, wie sie von F. Mauthner und später von R. Bartfes bekannt gemacht wurde. Es geht dabei um die Reflexion von Ausdrücken. |
Als Sprachkritik - im oben eingegrentzten Sinn - bezeichne ich die Reflexion von ideologischen Sprechweisen, die in den jeweiligen Sprachen - im Deutschen vorab in Wortzusammensetzungen (Komposition) - intitutionalisiert sind und unsinnige Assoziationen provozieren.
Beispiele:
Kritik zu "Arbeitgeber/Arbeitnehmer": In diesem Verhältnis geht es nicht um Arbeit, sondern um Arbeitskraft. Sie wird vom Arbeitnehmer gegeben, wofür der Arbeitgeber nicht Arbeit, sondern Lohn gibt.
Kritik zu "Erdbeeren": Erdbeeren sind biologisch gesehen keine Beeren.
mehr Beispiele:
Arbeitsteilung
Sprachkritik befasst sich vorwiegend mit Fehlschlüssen eines naiven Sprachverständnisses, wie sie etwa von B. Whorf bekannt gemacht wurden. F. Mauthner spricht von Wortaberglaube: "Der Wortrealismus ist der Aberglaube an die Substantialität der abstrakten Begriffe. Mit anderen Worten: Unter Wortrealismus kann die Neigung verstanden werden, überall dort, wo jemand ein Wort in Umlauf gebracht hat, einen Wirklichkeitssachverhalt anzunehmen, der diesem Wort entsprechen soll." (ausführlich bei F. Mauthner)
vergleichende Anmerkung:
Die "Sprachkritik" ist eine Gegenposition zu "Searle's Sprachphilosophie" aber im Sinne von J. Searle natürlich auch eine "Sprachphilosophie.
Die "Sprachkritik" sagt nichts über die "richtige Sprache", sondern vergleicht nur die Logik von bestimmten Äusserungen. Ich verwende beispielsweise die Wortendung "logie" für Lehre und deshalb verwende ich den Ausdruck Technologie für die Lehre der Technik. In der Umgangssprache, auch in jener von Technikern, wird mit Technologie aber meistens das bezeichnet, was ich mit Technik bezeichne.
Als Sprachkritik bezeichne ich die Beobachtung von solchen Unterschieden, nicht die Idee, die eine Wortverwendung sei richtiger als die andere.
Im Tractatus von L. Wittgenstein, steht unter Punkt 4.0031 "Alle Philosophie ist Sprachkritik"