Mit der Wortendung "-ik" verweise ich auch auf eine relative Indifferenz zwischen Gegenstand und Lehre, die dann durch die Wortendungen "-logie" und "-nomie" aufgehoben wird. Homonym: Systematik bezieht sich im Unterschied zu "systemisch" nicht auf ein System, sondern auf eine AnOrdnung, was im Mittelalter und dann noch lange in der Philosophie als "systema" bezeichnet wurde. |
Als Systematik bezeichne ich die einer Klassifikation zugrunde liegende Anschauung. In den biologischen Systematiken bei Aristoteles und C. von Linné ist das eine Art Entwicklung, in welcher immer kompliziertere Einheiten zusammengesetzt (systema) werden, die später typischerweise als evolutionär gedachte Differenzierung gesehen wurde.
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Die Systematik besteht in einer Taxonomie und einer Nomenklatur. In der Taxonomie werden die Objektklassen begründet, in der Nomenklatur wird die Logik der Bezeichnungen festgelegt. Exemplarisch ist das biologische Bestimmungsverfahren, mit welchem Pflanzen aufgrund von Blütenständen und dergleichen bestimmt und entsprechend einer Nomenklatur benannt werden.
Erläuterungen am Beispiel:
Die Systematik kann beispielsweise weltanschaulich auf der Differenz Evolution/Kreation liegen, während die Lebewesen nach Lebensräumen wie Erde/Wasser/Luft klassifiziert werden und die Namen wie Tiger oder Kuh als arbiträre Eigennamen begriffen werden, die in einer Nomenklatur mit "Panthera tigris" oder "Bos primigenius taurus" ( mit "Panthera" und "Bos" für Gattungen) aufgehoben werden.
Von einer (voll entwickelten) Systematik spreche ich, wenn die drei Aspekte hinreichen aufeinander bezogen sind.
Eine entwickelte Systematik beruht auf einer Theorie. Der exemplarische Fall ist die biologische Evolutionstheorie. Lange bevor die Theorie formuliert war, haben sich Klassifikationen verbreitet, die die Evolutionstheorie tendentiell vorweggenommen haben: C. von Linné, der 1758 mit seiner Systema Naturae den Ausdruck System in diesem Sinne populär gemacht hat, verwendete eine binäre Nomenklatur zur Benennung der Arten, deren Hauptzweck eine eindeutige Beobachtung (Unterscheidung/Bezeichnung) ist. C. von Linné verwendete in seiner Systematik den Blüten"aufbau", um die Pflanzen zu klassifizieren. Er teilte die Pflanzen in 24 Klassen ein, seine Begründung der Systematik wurde nach dem Erscheinen von C. Darwin's Origin of Species 1859) ersetzt, weil die Lebewesen dann nach ihrer phylogenetischen Stellung, also nach einem "natürlichen System"geordnet wurden. Die Klassifizierung der tieferen taxonomischen Ränge (Art, Gattung) blieben aber weitgehen erhalten, weil das instinktiv gewählte Kriterium des Blütenbaus stark mit dem Prozess der Artbildung bei Blütenpflanzen zusammenhängt. Im Tierreich war C. von Linné's „idealistische Morphologie“ vor allem bei höher entwickelten Tieren zu willkürlich, was er selbst schon erkannt hat, und zu weit weg von der phylogentisch begründeten Einteilung. Zur Rolle der Systematik schrieb C. Darwin in seinem "Entstehung der Arten": „Wenn wir von dieser Idee ausgehen, dass das natürliche System, soweit es durchgeführt werden kann, genealogisch angeordnet ist, so verstehen wir die Regeln, die wir bei der Klassifikation befolgen müssen.“ Kritik:
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Inversion:
Ich kenne viele Klassifikationen, die intuitiv, das heisst noch ohne Theorie sind. In den meisten Fällen wird eine - meistens nicht reflektierte - Evolutions-Metapher verwendet.
Ein typisches Beispiel ist die Klassifikation der Sprachen in Sprachfamilien (was auch noch die "Familie" als Metapher einführt).
Im Griechischen erscheint der Ausdruck "systematikos" in der Bedeutung von "organisiert" erst sehr spät; gemeinhin nannten die Griechen das, was heute mit "systematisch" bezeichnet wird, "somatoeides".