Als "Bielefelder Systemtheorie" bezeichne ich eine Variante der Systemtheorie, die in der Soziologie - insbesondere von N. Luhmann und dessen Umfeld (beispielsweise von P. Fuchs, D. Baecker) - entwickelt wird. In der Bielefelder Schule wird der Systembegriff ganz eingeschänkt für eine bestimmte Auffassung von Gesellschaft (soziale Systeme) verwendet, und dabei so definiert, dass er vom Systembegriff der Kybernetik erheblich abweicht, weil er in einer völlig anderen (geisteswissenschaftlichen) Tradition steht.
Durch die Respezifikationen, die N. Luhmann für die Begriffe Autopoiese und 2. Ordnung geleistet hat, was er auch als Konstruktivismus bezeichnete, sind die Unterschiede problematisch geworden. D. Baecker (Formen der Kommunikation) versucht sogar die Bielefelder Schule mit der Kybernetik zu versöhnen. Als Bezugspunkt wird dabei das Formkalkül von G. Spencer-Brown verwendet, welches H. von Förster in den Diskurs des Radikalen Konstruktivismus eingebracht hatte und das zu einem grundlegenden Konzept der Bielefelder Soziologie wurde (N. Luhmanns letzte Wende: Differenz-Theorie).
Kybernetisch muss ich zuerst entscheiden, was ich als System betrachte. Ich kann einen einzelnen Menschen, eine Menschengruppe, einen Motor usw. als System auffassen.
Soziologisch muss man - so verstehe ich N. Luhmann - dagegen, um eine eigenständige - und nicht einfach eine sozialpsychologische - Theorie zu bekommen, die Gesellschaft als System betrachten. In diesem Sinne ist die soziologische Systemtheorie eben eine ganz bestimmte Anwendung der Systemtheorie mit einem ganz bestimmten Gegenstand - wobei natürlich die Differenzform quasi wieder aushebelt, was zuvor Gegenstand heissen kann.
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