In meiner Sprache gibt es keine soziale Systeme, weil das, was ich als System bezeichne, auf keine Weise sozial sein kann. |
"Soziales System" steht als terminogisch gebundener Ausdruck im Zentrum der funktionalen Systemtheorie von N. Luhmann. Als soziale Systeme bezeichnet N. Luhmann den Gegenstand seiner Soziologie, die Kommunikation - also nicht Menschen - beobachtet. Die Gesellschaft besteht als soziales System aus der Menge der Kommunikationen. Um überhaupt etwas über die Gesellschaft sagen zu können, werden die Kommunikationen sogenannten Funktionssystemen zugerechnet, die dann Teile der Gesamtgesellschaft repräsentieren und deshalb auch als soziale Systeme bezeichnet werden.
Als Funktionssysteme gelten - was der Commonsense liefert - Wirtschaft, Wisenschaft, Politik, Religion, usw.
Die grundlegenden Werke von N. Luhmann sind "Soziale Systeme" 1984 und "Die Gesellschaft der Gesellschaft" 1997.
Auf www.fen.ch gibt es viel Material dazu.
und hier gibts Kritik: Krawietz: Luhmannkritik
Kritischer Vergleich
Das, was in der funktionlen Systemtheorie mit "Soziales System" bezeichnet wird, bezeichnen ich als Handlungszusammenhänge, in welchen gedeutet wird. Handlungszusammenhänge sind keine Systeme, sie orientieren den deutenden Beobachter.
Bei H. Maturana gibt es eine Art soziale Systeme, die er als System 3. Ordnung bezeichnet. Er unterscheidet Einzeller und Metazeller als individuelle Formen von Leben und Organisationen von Metazeller als "soziale" Formen. Beispiele bei ihm sind Familien, Gruppen, Herden, Völker. Das "3." bezieht er auf seine 3-teilige Klassifikation. Das Wort sozial wird dabei umgangssprachlich verwendet.
In der funktionalen Systemtheorie werden drei Typen von sozialen Systemen unterschieden. Soziale Systeme (Interaktionen, Organisationen und die Gesellschaft) produzieren, reproduzieren und erhalten Kommunikationen. Sie operieren im Medium Sinn.
Augenfällig ist, dass bei N. Luhmann die Produktion als System fehlt, während etwa bei K. Marx die Gesellschaft als Produktion (oder als Produktionsverhältnisse) schlechthin verstanden wurde. Das Problem liegt darin, dass die Gesellschaft die Produktion mittels sozialer Systeme organisiert und deshalb die sozialen Systeme - die bei K. Marx als Ueberbau bezeichnet werden, ausdifferenziert. Alle sind - differentiell - für die Produktion zuständig, aber die Gesellschaft produziert. Die sozialen Systeme haben je eigene Aufgaben.
Soziale Systeme
Soziale Systeme (Interaktionen, Organisationen und die Gesellschaft) produzieren, reproduzieren und erhalten Kommunikationen. Sie operieren im Medium Sinn.
„Ein soziales System kommt zustande, wenn immer ein autopoietischer Kommunikationszusammenhang entsteht und sich durch Einschränkung der geeigneten Kommunikation gegen eine Umwelt abgrenzt. Soziale Systeme bestehen demnach nicht aus Menschen, auch nicht aus Handlungen, sondern aus Kommunikationen.“[? Luhmann, Ökologische Kommunikation. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1. Auflage 1986. ISBN 3-531-11775-0, 1986, S. 269.]
Im Projekt Technologie als soziologische Systemtheorie versuche ich die Produktion als soziales System zu entwickeln, um die Grenzen der funktionalen Systemtheorie etwas auszuloten. Als Zwischenresultat liegt eine Skizze vor: