Selbstreferenz
Selbstbezüglichkeit
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Selbstreferenz wird in zwei sehr verschiedenen Kontexten verwendet.
Zum einen in der Logik als Grundlagenproblem der Mengenlehre, wo Selbstreferenz zu Paradoxien führt.
Zum andern in Epistemologien wie der Systemtheorie 2. Ordnung, die die Selbstreferenz ins Zentrum stellen und Paradoxien darauf zurückführen, dass die Selbstreferenz nicht boebachtet wird.

n: Luhmann unterscheidet Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung. Und insgesamt kann ein soziales System beides tun - was eine Folge davon ist, dass Kommunikation ohne Menschen passiert.

Als Selbstreferenz bezeichne ich eine Beschreibungen, in welcher ein Beobachter sich selbst als Beobachter beschreibt. Er beschreibt dann, was er wahrnimmt, nicht was ausserhalb von ihm der Fall ist; er beschreibt sich, nicht seine Umwelt (siehe Fremdreferenz).

Als logische Selbstreferenz bezeichne ich Aussagen, die sich selbst so enthalten, dass sie keine sinnvolle Interpration zulassen, also Paradoxien wie "Der (einzige) Barbier eines Dorfes rasiert all jene (und nur jene), die sich nicht selbst rasieren.“ oder "Dieser Satz hier ist falsch".
Diese Art von Selbstreferenz verlangt eine bestimmte Teil-Interpretation, die die Gesamtinterpretation unmöglich macht. Im Beispiel muss man "Dieser Satz" auf den Satz beziehen, in welchem diese Worte stehen. Und im Barbier-Beispiel muss unterstellt werden, dass Alle die Menge Aller und nicht die Menge aller Nicht-Barbiere meint.
Die Sprache kennt natürlich keine solche Festlegungen, aber in formalen Sprachen oder logischen Kalküle sind die Vereinbarungen festgelegt.

Als epistemologische Selbstreferenz bezeichne ich eine Beschreibungen, dessen Referenzobjekt die Beschreibung hergestellt hat. Das ist etwa der Fall, wenn ich mich als Beobachter oder als System bezeichne.
Diese Art von Selbstreferenz muss nicht, aber kann Probleme schaffen:
Ein epistemologisch interessanter Fall, der den Radikalen Konstruktivismus begründet, besteht darin, dass das kybernetische System operationell geschlossen ist. Solange ich von Systemen jenseits von mir spreche, ist dieses Konzept sinnvoll und unproblematisch. Wenn ich aber mich selbst - selbstreferentiell - auch als kybernetisches System begreife, kann ich natürlich nicht mehr über Objekte in einer Um-Welt, die ausserhalb von mir ist, sprechen.

In der Theorie von N. Luhmann bezieht sich Selbstbezüglichkeit darauf, dass Systeme sich selbst hervorbringen und stabilisieren. Selbstreferenzielle Systeme sind „operational geschlossen“; in ihren Prozessen beziehen sie sich nur auf sich selbst und greifen nicht in ihre Umwelt hinaus.
Das ist eine sehr eigentümliche Verwendung des Ausdruckes, nahe bei Autopoiesis und dient wohl dazu daseigene Autopoiesisverständnis gegen H. Maturana abzugrenzen.


 

Bewusste Selbstreferenz ist eine Regel des Dialoges, der in ich-Formulierungen gehalten wird.


 

Sobald ein Bedarf aufkommt, Selbstbeobachtung durch strukturelle Vorgaben zu steuern und sie nicht ganz der jeweiligen Situation zu überlassen, wollen wir von Selbstbeschreibungen sprechen. Die Beschreibung fixiert eine Struktur, einen „Text“ für mögliche Beobachtungen, die dadurch geführt und besser erinnert, besser tradiert, besser aneinander angeschlossen werden können. Freie“, okkasionelle Selbstbeobachtungen werden dadurch nicht ausgeschlossen, aber marginalisiert. (Luhmann:Tautologie, 1987, S. 161)

Lebewesen sind also autonome molekulare Systeme, die durch ihr Operieren alles hervorbringen, was wir als lebendig (an)erkennen. Daraus folgt die Unterscheidung zwischen selbst-referenziellen und fremd-referenziellen Systemen. Lebende Systeme sind selbst-referenziell, weil das Ziel ihres Operierens ausschließlich sie selbst sind, weil sie sich selbst in einem geschlossenen zirkulären Prozess der Erzeugung ihrer Komponenten als abgrenzbare Einheiten selbständig hervorbringen müssen. Eben darin besteht die Autonomie lebender Systeme jeglicher Art. Demgegenüber sind fremd-referenzielle Systeme kontextabhängig, denn ihre Produktionsprozesse erzeugen etwas von ihnen selbst Unabhängiges, ausschließlich von ihrer Umwelt Definiertes. Sie sind nicht selbstbestimmt, nicht autonom. (Maturana, Poersken Schlüsselwerke, 213)


 
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