Mit Struktur bezeichne ich die Hypostasierung einer Eigenschaftsdomäne. Dementsprechend spreche ich dann oft verdinglicht von Strukturen statt von strukturierten Entitäten. Struktur verwende ich - quasi homonym - auch für strukturierte Dinge, etwa für Fachwerke und im Ausdruck Oberflächenstruktur. |
Als Struktur einer Entität bezeichne ich die Anordnung von Elementen, die ich (nur) schematisch darstellen kann. Die Form der Entität kann ich zeichnen, die Struktur nicht, resp. nicht eigentlich, also nicht als Form zeichnen. Ein Schema ist keine analoge Abbildung, im Schema sehe ich nicht, wie die Sache aussieht. N. Bischof explizit für "geordnete Inhomogenität in einem Komplex von Elementen"(Bischof,1982, 1) [ ]Form ist sinnlich, Struktur ist abstrakt, beim Zeichen fallen die beiden zusammen, ein Signal hat kein Form, sondern nur Struktur, die sich etwa mit einem Oszilographen einer Form zuordnen lässt. "Struktur" ist ein formaler Begriff, der eine Eigenschaft einer Entität bezeichnet: ihre statische Beschreibbarkeit. |
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Die Bestandteile einer strukturierten Entität sind angeordnet. In einem Mechanismus kann ich die einzelnen Bestandteile als geformte Gegenstände zeichnen und deren Anordnung in Form von Schnittzeichnungen darstellen. Die Anordnung bezeichne ich von Gesamt aus gesehen als Ordnung und von den Teilen aus gesehen als deren Organisation. Die Teile haben eine Form, die sich nicht verändert. Die Struktur hat einen jeweiligen Zustand, der sich sich ändern kann, wenn die Teile entsprechend verbunden (lose gekoppelt) sind. Ein Wasserrad verändert seine Struktur nicht. In einer Maschine bewegen sich die Teile gegeneinander, allerdings nur so, dass die Zustände derMaschine in einer Konstruktionszeichnung festgelegt sind. Die Zustände eines Automaten lassen sich nur sprachlich darstellen. Das Doppelpendel ist strukturell determiniert, aber seine Zustände lassen sich nicht vorhersagen. |
Literatur
aus Technische Intelligenz:93f:
Die in bezug auf ihre Abbildung wesentlichen Eigenschaften einer statisch beschreibbaren, komplexen Entität nennen wir Struktur (74). Komplexe Entitäten beschreiben wir unter den folgenden drei Eigenschaftsaspekten: Erstens, die Entität hat eine Grösse; eine Entität wächst, indem die Anzahl ihrer Teilentitäten, die wir auch Elemente nennen, grösser wird. Zweitens, die Entität hat eine Differenziertheit; eine Entität differenziert sich, indem ihre Inhomogenität zunimmt, was einer Spezialisierung der Teilentitäten entspricht. Drittens - und darauf kommt es hier ganz besonders an -, die Entität hat eine Ordnung: eine Entität erreicht eine höhere Ganzheitlichkeit oder Individuation, indem ihre Ordnung eindeutiger wird, also durch eine höhere Integration der Sub-Entitäten.
Der Ausdruck "Struktur" steht also für die geordnete Inhomogenität einer Menge von Teilentitäten, wobei Inhomogenität das Vorhandensein mehrerer und verschiedener Elemente bezeichnet (75). "Verschiedene Elemente" ist eine laxe Formulierung dafür, dass, wenn die Struktur nur ein Elementtyp enthält, quasi Nichtelemente andere Stellen der Anordnung besetzen.
"Individuation" bezeichnet hier die Unterscheid- und Erkennbarkeit einer bestimmten Entität unter anderen Entitäten. Struktur ist eine "inhaltsleere" Eigenschaft, die es möglich macht, Entitäten jenseits von Inhalten quasi durch Form zu charakterisieren.
Maturana, H.: Die Organisation des Lebendigen in Erkennen (140)
Die Struktur. Dieses Wort kommt vom lateinischen Verbum struere, "bauen",
und bezeichnet die konkret gegebenen Bestandteile sowie die Relationen,
die diese Bestandteile in ihrer Mitwirkung an der Konstitution einer gegebenen
Einheit erfüllen müssen. "Struktur" bezieht sich somit ebenso auf den Prozeß
der Konstruktion wie auf die Bestandteile eines Konstrukts. Ein Beobachter
kann ein bekanntes System durch die Identifizierung seiner Bestandteile erkennen,
ein unbekanntes System kann jedoch nicht allein durch die Angabe seiner
Struktur definiert werden.
Organisation und Struktur sind daher nicht synonym. Die Organisation
eines zusammengesetzten Systems konstituiert dieses als eine Einheit und determiniert
seine Eigenschaften als Einheit, indem sie den Bereich angibt, in dem das
System als ein unanalysierbares Ganzes interagiert (und als solches behandelt
wird). Die Struktur eines zusammengesetzten Systems determiniert den Raum,
in dem es existiert bzw. von außen beeinflußt werden kann, nicht jedoch seine
Eigenschaften als eine Einheit. Eine unanalysierbare Einheit kann durch einen
Begriff identifiziert werden, sie hat jedoch weder eine Organisation noch eine
Struktur, sie hat als Grundgröße lediglich Eigenschaften und existiert in dem
Raum, den diese Eigenschaften bestimmen. Daraus folgt, daß zwei räumlich getrennte
zusammengesetzte Einheiten die gleiche Organisation, aber unterschiedliche
Strukturen aufweisen können und daß eine zusammengesetzte Einheit (ein
System) solange dieselbe bleibt, als ihre Organisation invariant ist: sobald die
Organisation einer Einheit sich verändert, verändert sich auch die Einheit und
wird zu einer anderen Einheit; wenn sich die Struktur einer Einheit wandelt,
ohne daß sich ihre Organisation verändert, bleibt die Einheit dieselbe und ihre
Identität unverändert. Daraus folgt auch, daß es falsch ist, zur Erklärung der Organisation
einer Einheit nur ihre Struktur zu reproduzieren, es ist vielmehr notwendig
und hinreichend, dafür ihre Organisation zu reproduzieren, d. h. eine
Einheit der entsprechenden Klasse herzustellen. Wenn jedoch eine konkrete Einheit
reproduziert werden soll, müssen sowohl ihre Organisation als auch ihre
Struktur reproduziert werden.
Da außerdem eine zusammengesetzte Einheit durch die Eigenschaften ihrer
Bestandteile interagiert und da eine unanalysierbare Einheit durch ihre konstitutiven
Eigenschaften interagiert, sind alle Interaktionen zwischen Einheiten einschließlich
der Interaktionen mit dem Beobachter (Beobachtung) notwendigerweise
strukturelle Interaktionen im Raum der Bestandteile. Wenn ein Beobachter
daher von der Organisation einer zusammengesetzten Einheit spricht, spricht er
von den Relationen, die den Begriff verwirklichen, der die Klasse der Einheiten
definiert, zu der die beobachtete zusammengesetzte Einheit gehört.
Das zustandsdeterminierte System.
Ein System, dessen Zustandsveränderungen,
definiert als Strukturveränderungen ohne Identitätsverlust (d. h. ohne
Auflösung der definierenden Organisation), durch die Struktur des Systems und
nicht durch ein vom System unabhängiges Agens bestimmt werden. Dies ist ein
universal gültiges Konstitutionsmerkmal dynamischer Systeme.
[ Ordnung ist innen-, Organisation ist aussen-orientiert ]
"Eine Struktur besteht also, was immer sie sonst sein mag, in der Einschränkung der im System zugelassenen Relationen. Diese Einschränkung konstituiert den Sinn von Handlungen, und im laufenden Betrieb selbstreferentieller Systeme motiviert und plausibilisiert der Sinn einer Handlung dann natürlich auch das, was als Verknüpfbarkeit einleuchtet." Luhmann, N., Soziale Systeme, Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt a.M. 1984, S. 384
"Struktur leistet ... die Überführung unstrukturierter Komplexität in strukturierte Komplexität. Unstrukturierte Komplexität wäre entropische Komplexität, sie würde jederzeit ins Unzusammenhängende zerfallen. Die Strukturbildung benutzt diesen Zerfall, um daraus Ordnung aufzubauen." a.a.O.:383