Als Wortbedeutung bezeichne ich - sprachkritisch verkürzt - die Deutung, die ich beim entsprechenden Wort konventionell unterstelle oder erwarte. Mit dem Wort Hammer etwa verweise ich in einer bestimmten Verwendung auf einen Hammer. Ein Hammer ist etwas ganz anderes als das Wort Hammer (Ceci n'est pas uns pipe!) Ich bezeichne den Hammer als Referenzobjekt der Wortes Hammer. Ein Hammer hat die Bedeutung ein Hammer zu sein, weil das der Intention seines Herstellers entspricht, was mich nicht hindert einen Hammer als Briefbeschwerer zu benutzen oder noch genereller, das Artefakt gar nicht deuten zu können. Umgangssprachlich verkürzt sage ich, dass das Wort Hammer Bedeutung habe, anstelle davon, dass es auf eine Gegenstandsbedeutung verweise.
Nur bestimmte Wörter verweisen auf Gegenstandsbedeutungen. Sehr viele Wörter fungieren dagegen als Er-Satz für einen Satz. Statt dem Wort Hammer kann ich auch einen Satz wie etwa Werkzeug zu Einschlagen von Nägeln sagen. Die Wortbedeutung entspricht dann der Satzbedeutung, was das Problem einfach verschiebt. Ich habe ein sehr schönes Bildwörterbuch, das als Nebenprodukt auch zeigt, welche Wörter durch solches Zeigen vereinbart werden können. Das Wort Freiheit kommt in diesem Bildwörterbuch nicht vor, weil Freiheit kein Gegenstand ist, den ich zeichnen kann. Das Wort Freiheit ist in diesem Sinne nur ein Ersatz für einen Satz.
Bei L. Wittgenstein ist alles ganz anders:
L. Wittgenstein richtet sich gegen die so genannte „realistische“ Theorie der Bedeutung, nach der gilt: „Jedes Wort hat eine Bedeutung. […] Sie ist der Gegenstand, für welchen das Wort steht.“ (PU 1). Dieser Theorie zufolge wäre die Bedeutung des Wortes „rot“ etwa ein abstrakter Gegenstand, die Farbe Rot. Für L. Wittgenstein ist dagegen die Bedeutung eines Wortes in den meisten Fällen durch seinen Gebrauch festgelegt: „Man kann für eine große Klasse von Fällen der Benützung des Wortes "Bedeutung" - wenn auch nicht für alle Fälle seiner Benützung - dieses Wort so erklären: Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache“ (PU 43).
Der Gebrauch eines Wortes wird durch Regeln bestimmt, ähnlich wie die korrekte Verwendung einer Schachfigur: „Die Frage ‚Was ist eigentlich ein Wort?‘ ist analog der ‚Was ist eine Schachfigur?‘“ (PU 108). Die Bedeutung des Wortes „rot“ zu kennen, bedeutet eine Regel zu haben, mit der man rote von nicht-roten Dingen unterscheiden kann. Ein Kaufmann, von dem man rote Äpfel verlangt, könnte beispielsweise die Äpfel neben ein Farbmuster halten, um festzustellen, ob sie rot sind (PU 1). Der enge Zusammenhang, den Wittgenstein zwischen der Bedeutung eines Wortes und den Regeln für seinen Gebrauch sieht, kommt auch in folgendem Zitat zum Ausdruck: „Wie erkenne ich, dass diese Farbe Rot ist. Eine Antwort wäre ‚Ich habe Deutsch gelernt.‘“ (PU 381).
Siehe dazu auch Regelfolgen