Ganz einfach: Etwas IST gross, es HAT eine Grösse. Etwas IST lang, es HAT eine Länge. Länge ist eine Grösse - oder ein Mass. |
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Grösse ist ein Wort, das - wie Gewicht und Arbeit - jenseits der Physik einen umgangssprachlichen Sinn hat, der durch die Physiker, die das Wort anders verwenden, aufgehoben wurde.
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Als Grösse bezeichne ich verschiedene Hypostasierung von gross.
Hier geht es deshalb zunächst um gross:
Das Wort gross verwende ich sehr vielfältig und sehr oft metaphorisch, etwa wenn ich von grossen Persönlichkeiten, von grossem Lärm spreche oder von grossen Mengen spreche.
Beispiel:
In viele umgangssprachlichen Kontexten ist der vermeintliche Durchschnitt konventionell. Ein grosse Zahl. Ich verwende das Wort gross - eigentlich - ohne Masseinheiten. |
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Metaphorische Verwendungen von gross:
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Gross bezeichnet in der einen Verwendung eine Ausprägung in der gross/klein-Eigenschaftsdomäne und in anderen Verwendungen ein Ausmass. Es ist gross oder es ist x Meter gross.
Ab hier geht es um Grösse. Ich behandle hier aber nur eine bestimmte Grösse, nämlich jene, die ich durch Verwendung von vereinbarten Artefakten wie einem Massstab oder einem Gewichtsstein messen kann.
Ich unterscheide Grösse und Grössenart - ich verwende die Ausdrücke allerdings anders als die Physiker. (siehe physikalische Grösse) Mit der Grössenart bezeichne ich die Messverfahren zur Bestimmung von Grössen, während die Grösse etwas über Eigenschaften der Gegenstände sagt.
Beispiel:
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Die Grösse ist das das relative Resultat eines Vergleichs mit einem vereinbarten Mass.
Beispiel:
Wenn ich zwei Gegenstände, die sonst gleich sind, nebeneinanderlege, kann ich sehen, welcher in einer jeweiligen Hinsicht der grössere ist. Die Eigenschaft, die ich dabei vergleiche, bezeichne ich als Grösse.
Wenn ich einen Gegenstand neben einen Massstab lege, kann ich sehen, wie viele Masseinheiten lang er ist. Seine Grösse ist dann seine Länge. Sie beträgt beispielsweise 80 cm.
Umgangssprachlich spreche ich auch von Grösse, wenn ich den Grössenwert meine. Ich sage etwa die Grösse des Grundstücks beträgt 600 m2. Dabei steht Grösse sowohl für die als Fläche bezeichnete, zweidimensionale Grösse als auch für die 600 m2, also das Ausmass einer bestimmten Fläche.
Wenn ich beispielweise einen Teller kaufe, interessieren mich sehr verschiedene Grössen. Ich will wissen, wie gross er ist, und meine damit dessen Durchmessergrösse in Zentimetern. Ich will auch wissen, wie teuer er ist, also wie gross sein Preis ist. Unter Umständen will ich auch wissen, wie zerbrechlich er ist, was eine weitere Grösse impliziert, für die ich die von mir unterstellte Einheit gar nicht kenne, aber gleichwohl weiss, dass Kunststoffteller robuster als Porzelanteller sind, also in Bezug auf Zerbrechlichkeit eine andere Grösse haben.
Beispiel:
Als Länge beispielsweise bezeichne ich die Grösse, die ich messe, indem ich die zu messende Sache neben einen Massstab lege, sie also in einer spzezifischen Hinsicht mit dem Massstab vergleiche.
Den Wert der Grösse ist eine Verhältniszahl, die die gemessene Grösse mit einer je bestimmten Masseinheit in Beziehung setzt, deren konventionellen Träger ich umgangssprachlich auch als Mass bezeichne, in diesem Beispiel als Massstaab.
Als Mass bezeichne ich in diesem Sinn das, was im genormten Gegenstand, den ich beim Messen verwende, vergegenständlicht ist.
Anmerkungen:
Ich unterscheide verschiedene Grössenarten, die je einem Vergleichsverfahren entsprechen. Grössenart bezeichnet dabei Operationen, während Grösse etwas über Eigenschaften der Gegenstände sagt. Ich messe beispielsweise den Durchmesser eines Tellers. Weil ich dabei einen Massstab verwende, spreche ich von der Grössenart "Länge in Metern", während jeder Teller eine bestimmte Grösse hat, die ich in Metern, respektiv in Bruchteilen davon angebe.
Auch in diesem Fall verwenden die Physiker den Ausdruck anders und wiederum gegen jedes Sprachgefühl. Siehe dazu die Anmerkungen unter "physikalische Grösse".
Eine Grössenart - in meinem Sinn -, die ich nicht messen kann, ist der Wert, den ich durch den Preis ausdrücke. Geld und Preis sind Grössen, deren Werte nicht gemessen sondern quasi analytisch bestimmt werden, weil kein Messinstrument vorhanden ist. Ich spreche deshalb von schätzen [ ].
Wenn ich etwas verkaufe, verlange ich dafür einen Preis, wodurch ich die Sache mit einer anderen Sache, die auch einen Preis hat, im Hinblick auf eine Grösse vergleiche. Ich kann dieses Vergleichen als Messen ohne Massstab auffassen, weil ich beispielsweise erkenne, dass in der entsprechenden Hinsicht ein Paar Schuhe beispielsweise 87 Tafeln Schokolade entspricht, ohne dass ich sagen könnte, wie ich dieses Zahlenverhältnis gemessen oder berechnet habe. Ich habe dieses Verhältnis sozusagen auf dem Markt gefunden, wo die beiden Waren ihren jeweiligen Preis in derselben Einheit, beispielsweise in Franken ausgedrückt haben. Den Preis bezeichne ich dann als ökonomische Grösse.
Sprachkritisch könnte ich einwenden, dass der Preis keine Eigenschaft des Objektes sei, sondern ein Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer. Dieses Verhältnis ist dann im Warenpreis verdinglicht und erscheint so als Eigenschaft.
Ich unterscheide extensive Grössen.
Es gibt ausserdem sehr viele abgeleitete Grössen, die auf Verrechnungen der Basisgrössen beruhen
Die Geschwindigkeit beruht auf der Messung einer Weg-Länge und der Zeit, die in ein Weg/Zeit-Verhältnis gesetzt werden, die Energie wird in Joule gemessen, usw.
Operative Bestimmung:
Jede Messoperation impliziert eine Grössenart und bestimmt einen Grössenwert. Wenn ich mit dem Masstab oder mit dem Urmeter messe, messe ich die Grössenart "Länge" in Metern und erhalte Werte wie 7,5 oder 0,034 eines Meters.
Viele Grössen kann ich durch sehr verschiedene Verfahren festellen. Die Grössenart Energie etwa kann ich als zusammengesetzte Grösse auffassen, die aus Kraft mal Weg pro Zeit besteht (Joule). Ich kann also messen, wie viel Gewicht ein Pferd in einer bestimmten Zeit hochheben kann. Ich kann aber auch messen, wieviel Erdöl ich brauche, um mein Haus zu heizen. Dabei verwende ich verschiedene Verfahren, also verschiedene Grössenarten, obwohl ich die Grösse in derselben Einheit ausdrücke.
Sprachkritische Anmerkungen:
Ich kann beispielsweise von einem grossen Abstand sprechen, also mithin von der Grösse eines Abstandes, und dann also von der Grösse einer Grösse, wodurch die Doppeldeutigkeit des Ausdruckes zutage tritt. Wenn ich von einem grossen Abstand spreche, verwende ich den Ausdruck "gross" relational. Ich sage dann, dass ein Abstand grösser ist als ein anderer.
Oft ist von der Grösse einer Menge die Rede. Dabei wird der Ausdruck "Grösse" anstelle von Mächtigkeit verwendet, also für die Anzahl der Elemente der Menge. Dabei messe ich nicht, sondern ich zähle.
Waren haben einen Preis. In der Ökonomie gibt es sicher seit Aristotels die Vorstellung, dass sich im Preis eine Art Wert zeige. Dabei wird unterschieden zwischen einem Gebrauchswert und einem Tauschwert. hier Wert ist Fiktion, Preis ist was ich zahlen muss: Wozu dient die Fiktion?
In sehr vielen Situationen interessiert mich nur, dass ich verstanden werde. Dann interessiert mich meine Sprache nicht.
Es gibt viele Arten, sich für (seine) Sprache zu interessieren. Viele Sprachphilosophen interessieren sich für Sprache überhaupt, also nicht für ihre je eigene. Mich interessiert, was ich wie sage, also welche Wörter ich wie verwende.
Wenn ich jemandem sage, dass er mir Geld schuldet, kann mich unser Verhältnis interessieren, also dass er beispielsweise versteht, dass er mir das Geld über kurz oder lang zurückzahlen muss. So wie ich mich aber für meine Sprache interessiere, frage ich mich, wie ich dabei das Wort Geld verwende, also was ich mit dem Wort bezeichne. Ich achte auf meine Formulierungen.
Mit Geld bezeichne ich zwei ganz verschiedene Sachen. Zum einen bezeichne ich Banknoten als Geld und zum andern eine Grösse. Wenn ich mit Geld Banknoten meine, bedeutet meine obige Aussage, dass der andere mir eine Menge Banknoten schuldet. Mit Menge bezeichne ich dann die zählbare Anzahl von Dingen, hier von Banknoten, die ich in die Hände nehmen kann.
Wenn ich dagegen mit Geld die Grösse meine, geht es nicht um Banknoten, und auch nicht um eine Menge von Banknoten. Als Grösse bezeichnen ich eine Hypostasierung eines Vergleichs, in welchem ich den Wert einer Eigenschaft, die ich zwei verschiedenen Entitäten zuschreibe, vergleiche. Wenn ich zwei Gegenstände, die sonst gleich sind, nebeneinanderlege, kann ich sehen, welcher beispielsweise der längere und mithin der grössere ist. Die Eigenschaft, die ich dabei vergleiche, bezeichne ich als Grösse.
Jeder Grössenwert wird in einer Einheit angegeben, in welcher der Vergleich standardisiert ist. Die Länge messe ich in Metern oder Meilen, den finanziellen Wert in Dollars oder Euros.
Ich unterscheide verschiedene Grössen, einige beruhen auf Messverfahren, andere auf anderen Arten des Vergleichens. Mit Geld bezeichne ich die Grösse des finanziellen Wertes, der sich im gemittelten Preis einer Sache zeigt. Den Wert einer Sache kann ich nicht messen, der Preis ist situativ von vielen Bedingungen abhängig, ich kann ihn aber im Einzelfall beziffern.
Wenn mir jemand Geld schuldet, schuldet er mir etwas, dem ich einen Preis zuordnen kann. Wenn mir jemand eine bestimmte Menge Reis oder Benzin schuldet, kann ich diese Sache mit den Grössen Gewicht, Volumen oder Geld bemessen. Ich bezeichne dann immer eine Menge einer Sache, beispielsweise fünf Kilogramm Reis oder Reis für fünf Franken, aber die Sache bleibt eine Sache, es ist keine Grösse.
Wenn mir jemand fünf Franken schuldet, etwa weil ich ihm entsprechend viel Reis vorgeschossen oder weil ich für ihn gegen Lohn gearbeitet habe, schuldet er mir eine Sache mit dem Grössenwert fünf Franken. Wie er seine Schuld begleicht, ist unerheblich. Er kann mir irgendetwas gegeben, was für mich auch fünf Franken wert ist. Eine Banknote ist so gut wie viele andere Gegenstände, andernfalls würde ich eine Banknote ja auch nicht gegen andere Gegenstände tauschen (können).
Die verkürzte Redeweise, wonach mir jemand Geld schuldet, steht - in meiner Sprache - also dafür, dass mir jemand ETWAS schuldet, was ich mit Grösse Geld bewerte, aber natürlich schuldet er mir nicht Geld, auch wenn er seine Schuld mit Banknoten begleichen kann, die den entsprechenden Geldwert haben.